Bachelor und Master - Die Bologna-Reform

Die Bologna-Reform um die Jahrtausendwende brachte es mit sich, dass auch im deutschen Hochschulsystem das zweistufige Studienmodell eingeführt wurde. Seitdem gibt es den Bachelor nach dem ersten Studiengang und den Master nach einem weiterführenden Studium. Früher studierten Akademiker "durch" bis zum Magister, Staatsexamen oder Diplom. Jetzt ist es möglich, nach dem verkürzten Erststudium in den Beruf einzusteigen oder mit einem Masterstudium weiterzumachen. Die Initiatoren der Reform wollten unter anderem erreichen, dass die Abschlüsse europaweit vereinheitlicht wurden. So kannst Du zum Beispiel nach einem deutschen Bachelorstudium im Ausland den Master erwerben. Wir erklären hier, was die neuen Studienabschlüsse genau bedeuten und welche Abschlüsse es weiterhin gibt.

Der Bachelor

Im zweistufigen Studienmodell stellt der Bachelor den ersten akademischen Abschluss dar. Es gibt verschiedene Bezeichnungen/Kürzel, die vom jeweiligen Studiengang abhängen: Der Bachelor of Arts (B.A.), Fächer: Sozial, -Sprach, -Kultur, -Religions, -Informations- und Wirtschaftswissenschaften) der Bachelor of Science, (B.Sc.): MINT-Fächer, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie, der Bachelor of Laws (LL.B.), Fach: Rechtswissenschaften, Bachelor of Education, (B.Ed.) Fach: Lehramt, der Bachelor of Engineering (B.Eng.), Fach: Ingenieurswissenschaften. Das Studium ist modular aufgebaut. Ein Modul umfasst mehrere thematisch zusammenhängende Lehrveranstaltungen, dies können Seminare, Vorlesungen oder Übungen sein. Während des Studiums müssen Studierende eine bestimmte Anzahl an Credit Points erwerben. Wie die Hochschulrektorenkonferenz festgelegt hat, entspricht ein Credit Point 25 bis 30 Stunden Arbeitsaufwand. Eine Benotung der Leistungen findet davon unabhängig statt. Die Noten aus den einzelnen Modulen fließen in die Gesamtnote am Ende des Studiums ein. Abschließend schreibt der angehende Absolvent eine Bachelorarbeit. Die Regelstudienzeit für ein Bachelorstudium beträgt sechs Semester.

Studierende können eine ausländische Hochschule besuchen und dort Credit Points sammeln. Dafür muss die heimische Hochschule die Leistungen, die im Ausland erworben wurden, anerkennen. Nach dem Bachelorabschluss ist ein Berufseinstieg möglich, zum Beispiel als Trainee oder Volontär. Wer eine Position im öffentlichen Dienst anstrebt, hat mit dem Bachelor grundsätzlich Zugang zum gehobenen Dienst. Alternativ können Bachelorabsolventen ein Masterstudium aufnehmen.

Der Master

Der Master steht für den weiterführenden akademischen Grad, der in der Regel nach vier Semestern erreicht ist. Rund ein Viertel aller Bachelorabsolventen hängt direkt ein Masterstudium an. Für ein Masterstudium ist eine erneute Bewerbung erforderlich, diese muss nicht an die gleiche Hochschule gerichtet sein. Auch während des Masterstudiums stehen wieder Module auf dem Lehrplan. Für den Zeitaufwand gibt es auch hier Credit Points. Zum Abschluss steht die Masterarbeit an, die etwas umfangreicher ausfällt als eine Bachelorthesis. Wer eine wissenschaftliche Laufbahn mit Promotion anstrebt, muss den Master machen. Masterabsolventen haben grundsätzlich Zugang zum höheren Dienst und verdienen im Schnitt mehr als Kollegen mit Bachelorabschluss.

Master - konsekutiv oder weiterbildend?

Ein Masterstudium kann sich direkt an den Bachelor anschließen und sich thematisch daran orientieren. In diesem Fall sprechen Fachleute auch von einem konsekutiven Master. Meist müssen Bewerber einen Abschluss in einem verwandten Fach vorweisen. Manche Hochschulen setzen zudem eine bestimmte Abschlussnote oder Praxiserfahrung voraus, da es nicht immer ausreichend Plätze gibt. Allerdings gibt es auch zulassungsfreie Masterstudiengänge. Wer erst ein paar Jahre ins Berufsleben einsteigt und später den Master macht, nimmt einen weiterbildenden Masterstudiengang auf. Dafür wird oftmals auch eine gewisse Berufserfahrung gefordert. Ein inhaltlicher Bezug zum Erststudium ist in diesem Falle nicht zwingend erforderlich. Der wohl bekannteste weiterbildende Masterabschluss ist der Master of Business Administration (MBA), der gezielt auf eine Führungsposition vorbereitet.

Beispiele aus dem Hochschulalltag

Um Dir zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die Zulassungsvoraussetzungen für Masterstudiengänge ausfallen können, haben wir zwei Beispiele rausgesucht: Die Hochschule München bietet den konsekutiven Masterstudiengang Hospitality Management an. Bewerben können sich Hochschulabsolventen aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Tourismus, Hospitality Management oder eines verwandten Fachs. Die Abschlussnote aus dem vorangegangenen Studium muss bei 2,5 oder besser liegen. Außerdem müssen Bewerber Praxiserfahrung aus einem vorangegangenen Studium oder aus einer Berufstätigkeit mitbringen.

An weiteres Beispiel: Die Fachhochschule Kiel führt den nicht-konsekutiven Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre durch. Bewerben können sich Akademiker, die ihren ersten Hochschulabschluss in einem nicht-betriebswirtschaftlichen Bereich erworben haben. Solch ein Studium kann interessant sein, wenn Du zum Beispiel ein kulturwissenschaftliches Studium absolviert hast, Du eine Führungsposition anstrebst und Dir dafür betriebswirtschaftliche Kenntnisse fehlen.

Akkreditierung für staatliche Anerkennung

Wenn eine Hochschule Bachelor- und Masterabschlüsse anbieten will, muss sie diese akkreditieren lassen. Eine Akkreditierung ist in der Regel die Voraussetzung für eine staatliche Genehmigung. Gleichzeitig ist sie auch eine Art Qualitätssicherung. Neben der Qualität prüft die so genannte Akkreditierungsagentur auch die Einhaltung formaler Vorgaben der Kultusministerkonferenz sowie die Erfüllung europäischer Standards. Gerade wenn Du Dich für einen Studiengang an einer privaten Hochschule oder einer Fernhochschule interessierst, frage nach, ob deren Studiengänge akkreditiert sind oder ob eine Kooperation mit einer öffentlichen Hochschule besteht.

Staatsexamen

Wenn auch fast jedes Studium in Deutschland mit einem Bachelor beginnt, sind doch einige Ausnahmen geblieben: Die Studiengänge Jura, Medizin und das Lehramt schließen noch immer mit einem Staatsexamen ab. Das Lehramtsstudium wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In einigen Bundesländern absolvieren angehende Lehrer das Staatsexamen, in anderen wiederum den "Master of Education". Beide Abschlüsse sind jeweils in den unterschiedlichen Bundesländern anerkannt.

Diplomstudiengänge

Auch wenn die Anzahl der Diplom-Studiengänge sich seit der Bologna-Reform reduziert hat, gibt es sie noch, die "alten" Diplomstudiengänge. Diese dauern in der Regel acht Semester. Vor allem technische Studiengänge schließen zuweilen noch mit einem Diplom ab. Vereinzelt gibt es diesen Abschluss noch für andere Fächer: So bietet die Universität Trier den Diplomstudiengang "Geografie mit dem Schwerpunkt Freizeit- und Tourismusgeografie" an. Einzelne private Hochschulen oder Akademien bieten Diplomabschlüsse für ihre Kurse, doch sind dies in der Regel hochschulinterne Abschlüsse, die nicht staatlich anerkannt sind. Solche "Diplome" sind eher als Teilnahmezertifikat zu verstehen. Sie können nützlich sein, wenn man eine berufliche Weiterbildung machen möchte und einen Beleg dafür braucht.

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