Studienwahl – Was soll ich studieren?

Wer heutzutage die Schule abschließt, hat die Qual der Wahl – oder steht vor schier unendlichen Möglichkeiten - je nach Perspektive. Zunächst steht die Grundsatzentscheidung an: Soll ich studieren oder will ich erst einmal eine Ausbildung machen? Brauche ich für meinen Traumberuf überhaupt ein Studium und wenn ja, welches? Um eine solide Entscheidung treffen zu können, kannst Du Dir Hilfe holen von Verwandten, Freunden und Fachberatern. Du solltest Deine Interessen, Fähigkeiten sowie Stärken- und Schwächen genau ausloten. Wenn die Entscheidung für ein Studium fällt, beeinflussen neben der Fachrichtung, der Studienort (nah der Heimat oder weiter weg?) und die Hochschulart (Universität, Fachhochschule oder private Hochschule?) die Zufriedenheit im Studium. Natürlich sind auch die späteren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt wichtig, wenn bestimmte Studiengänge in die engere Auswahl kommen. Nimm Dir ausreichend Zeit, Dich gründlich zu informieren und beraten zu lassen. Wir geben hier ein paar Anregungen, um Dich bei Deiner Wahl zu unterstützen.

Analyse der Stärken/Schwächen und Interessen

Wenn Du über ein geeignetes Studium nachdenkst, solltest Du zunächst eine gründliche Analyse Deiner Stärken- und Schwächen und Interessen vornehmen. Im Studium kannst Du letztlich nur erfolgreich sein, wenn Du wirklich motiviert bist. Grundsätzlich kannst Du Dir diese Fragen stellen und Dir Notizen dazu machen:

  • In welchem Schulfach war ich richtig gut?
  • Welches Schulfach gefiel mir nie?
  • Was interessiert mich in meiner Freizeit?
  • Welche Bücher lese ich besonders gern?
  • Habe ich ein gutes Zahlenverständnis?
  • Bin ich sprachbegabt?
  • Bin ich kreativ?
  • Helfe ich besonders gern anderen Menschen?
  • Würde ich mich auf einem großen oder kleinen Campus wohler fühlen?
  • Möchte ich in einer Großstadt oder einer Kleinstadt studieren?
  • Bin ich an einer wissenschaftlichen Karriere interessiert oder möchte ich schnell ins Berufsleben starten?

Spreche Deine Notizen mit Freunden und Verwandten durch und nehme sie zu einem Beratungsgespräch bei einem Studien- und Berufsberater mit.

Große Fächervielfalt

Wenn Du Dich entschieden hast zu studieren, steht eine große Anzahl an Studiengängen zur Auswahl. Laut Statista gab es zum Wintersemester 2014/2015 an den Hochschulen deutschlandweit 18.044 Studiengänge. Die Fachrichtungen lassen sich wie folgt grob einteilen: Medizin, Psychologie, Jura, Wirtschaftswissenschaften, Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Lehrämter, Ingenieursstudiengänge, Kunst und Medien, Theologie, Architektur, Naturwissenschaften, Maschinenbau, Verwaltung und Informatik. In jedem Studiengang ist eine andere Schwerpunktbildung möglich. Auch die Wahlmöglichkeit für Nebenfächer ist jeweils unterschiedlich gestaltet. Neben den stark frequentierten Fächern wie Germanistik oder Betriebswirtschaftslehre gibt es viele kleine Fachbereiche, von denen Du vielleicht noch gar nichts gehört hast und die aber trotzdem spannend sein können.

Auswahl eingrenzen

Fachberater empfehlen ab einem bestimmten Zeitpunkt im Findungsprozess, wenn es schon etwas konkreter geworden ist, die Auswahl bei der Studienwahl einzugrenzen, damit man sich nicht verzettelt. Um von einer wirklichen Wahl zu sprechen, bedürfe es allerdings mindestens drei Alternativen. Mehr als vier oder fünf Optionen sollte man jedoch nicht in die engere Wahl ziehen. Wenn Du Dich zum Beispiel für das Berufsfeld Hotellerie interessierst, könntest Du folgende Möglichkeiten für ein Studium abwägen:

  1. Ein Studium Hotelmanagement
  2. Ein Studium Tourismusmanagement/Hotelmanagement
  3. Ein Studium der Betriebswirtschaftslehre (mit Schwerpunkt Hotel)
  4. Ein Studium Cruisemanagement

Bei der ersten Variante liegt der Fokus klar auf der Hotellerie. Das Studium legt Dich bereits auf eine bestimmte Branche fest, trotzdem stehen verschiedene Tätigkeitsfelder zur Auswahl. Beim zweiten Modell wählst Du im Hauptstudium den Schwerpunkt Tourismuswirtschaft oder Hotel. Du bist also am Anfang noch nicht ganz so stark festgelegt. Die Lehrpläne können sich mit denen der ersten Variante teilweise überschneiden. Bei der dritten Variante bist Du breiter aufgestellt und am wenigsten festgelegt. Allerdings kann die Vermittlung von Branchenkenntnissen nicht ganz so intensiv ausfallen. Die letzte Möglichkeit könnte in Frage kommen, wenn Du schon ganz genau weißt, dass Du später auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten möchtest. Du bist hier wieder stärker festgelegt.

Beliebte Studiengänge und Orchideenfächer

Einige Fächer sind nach wie vor stark nachgefragt und führen immer noch die Liste der begehrtesten Studiengänge an. Welt.de zählt diese Fächer zu den beliebtesten Studienfächern:

  • Betriebswirtschaftslehre
  • Maschinenbau
  • Informatik
  • Rechtswissenschaften
  • Germanistik
  • Elektrotechnik
  • Mathematik
  • Psychologie

Der Arbeitsmarkt wandelt sich jedoch rasch und keiner kann mit Bestimmtheit sagen, wie Berufsaussichten sich entwickeln. Ein Blick auf eher unbekannte und exotische Studiengänge kann sich immer lohnen, denn nicht immer bieten diese "brotlose Kunst". Die kleinen, exotischen Fächer heißen im Fachjargon Orchideenfächer, da sie entweder an wenigen Hochschulen angeboten werden oder nur wenige Studierende haben. Einige Beispiele für Orchideenfächer:

  • Internationale Fachkommunikation/Technische Redaktion
  • Cruisemanagement
  • Sport Gesundheit Freizeit
  • Bibliothekswissenschaft

Wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge mit unterschiedlichen Branchenschwerpunkten

Wenn Du ein wirtschaftswissenschaftliches Studium aufnehmen möchtest, gibt es mittlerweile viel mehr als das klassische Betriebswirtschafts-Studium. In den letzten Jahren sind vor allem an privaten Hochschulen immer mehr wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge mit unterschiedlichen Branchenschwerpunkten entstanden. All diese Studiengänge haben jedoch gemeinsam, dass sie betriebswirtschaftliche Grundlagen und Englisch im Lehrplan vorsehen. Zu den wirtschaftswissenschaftlich orientierten Studiengängen gehören etwa: Wirtschaftspsychologie, Hotelmanagement, Tourismusmanagement, Marketingmanagement oder Gesundheitsmanagement.

Präsenzstudium, duales Studium oder Fernstudium?

Bei der Wahl des passenden Studiums spielt immer auch das Studienzeitmodell eine Rolle. Am weitesten verbreitet ist das Vollzeitpräsenzstudium wie es vornehmlich an Universitäten oder Fachhochschulen üblich ist. Für bereits Berufstätige sind andere Modelle attraktiver: Das Fernstudium oder das Teilzeitstudium. Für das Fernstudium gibt es Fernuniversitäten. Universitäten und Fachhochschulen bieten einzelne Teilzeitstudiengänge an. Wer einen besonders starken Praxisbezug bereits im Studium haben möchte, kann sich über duale Studiengänge informieren. Diese Studiengänge zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Praxisanteil von zirka 50 Prozent vorsehen. Duale Studiengänge gibt es hauptsächlich an privaten Hochschulen, Akademien, Fachhochschulen und vereinzelt an Universitäten. Doch nicht jeder Studiengang ist im dualen Modell verfügbar. Zu den am häufigsten dual angeboten Fächern gehören:

  • Betriebswirtschaftliche Studiengänge (mit Branchenschwerpunkten)
  • Maschinenbau
  • Informatik
  • Soziale Arbeit
  • Öffentliche Verwaltung

Abiturientenprogramme

Nicht immer brauchst Du ein Studium für einen guten Berufseinstieg. Wenn Du nicht gleich nach dem Abitur studieren, sondern lieber eine Ausbildung machen möchtest, bieten sich so genannte Abiturientenprogramme an, wie sie vor allem im Einzelhandel angeboten werden. Ziel ist es, als Filialleitung einzusteigen. Dazu durchlaufen Auszubildende in diesem Programm mehrere Stationen und haben zwei Abschlüsse: Kaufmann im Einzelhandel plus Handelsfachwirt mit Prüfung an der Industrie- und Handelskammer. Solch ein Programm kann eine Alternative zum BWL-Studium darstellen. Natürlich spricht auch nichts dagegen, nach der Ausbildung ein Studium aufzunehmen.

Plan B

Es ist auf jeden Fall ratsam, einen Plan B parat zu haben, wenn es mit dem Studien- oder Ausbildungsplatz nicht auf Anhieb klappt. Du kannst die Übergangszeit für Praktika, Auslandsaufenthalte oder Freiwilligendienste nutzen.

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