Studium an Universität, Fachhochschule oder Akademie - Was sind die Unterschiede?

Wenn Du über ein Studium nachdenkst, spielen in erster Linie sicherlich die Fachrichtung und der Studienort eine wichtige Rolle bei der Wahl. Du solltest aber auch die jeweilige Hochschulform im Blick haben, denn nicht jede Hochschule führt jeden Studiengang durch. Außerdem verläuft ein Studium hochschulabhängig jeweils anders. Deutschland hat eine bunte Hochschullandschaft, so gibt es Universitäten, Fachhochschulen, private Hochschulen, Akademien und Fernhochschulen. Sie alle sind auf das Bachelor- und Mastersystem eingestellt. Wir stellen hier die Hochschultypen vor und zeigen Dir, was jeweils charakteristisch für diese Form ist. Anhand des Beispiel-Studiengangs Hotelmanagement zeigen wir Dir auf, in welcher Form Du dieses Fach an den einzelnen Hochschultypen belegen könntest und was Du bedenken müsstest.

Die Universität – Große Fächervielfalt und Weg zum Doktortitel

Die Universität zählt zu den ganz alten wissenschaftlichen Hochschulen. Es gab sie schließlich schon im Mittelalter. Auch heute noch liegt ihr Schwerpunkt auf der theoretischen und wissenschaftlichen Ausbildung – wenn auch seit der Bologna-Reform ein Bezug zur Arbeitswelt klarer erkennbar sein muss. Wenn Du den speziellen Studiengang Hotelmanagement studieren möchtest, würdest Du diesen an einer Universität kaum finden. Wolltest Du trotzdem an einer Universität studieren, könntest Du ein Studium der Betriebswirtschaftslehre belegen und den Praxisbezug zur Hotellerie über Praktika herstellen. Generell bieten Universitäten ein großes Fächerspektrum. Um für ein Universitätsstudium zugelassen zu werden, benötigst Du das Abitur. Folgende Abschlüsse kannst Du über das Universitätsstudium erreichen: Bachelor, Master, Master of Business Administration und zuweilen Staatsexamen oder Diplom. Promovieren geht übrigens nur an einer Universität, da diese Hochschulen das alleinige Promotionsrecht haben. Im Gegensatz zu privaten Hochschulen erheben die öffentlichen Hochschulen wie die Universitäten meist keine Studiengebühren. Studierende müssen jedoch Semesterbeiträge für Verwaltung oder Semesterticket zahlen. Manche Hochschulen berechnen unter Umständen "Langzeitgebühren" oder Gebühren für Gasthörer, Senioren oder für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen.

Merkmale der Universität im Überblick:

  • Zulassung mit Abitur
  • Ein breites Fächerangebot
  • Alleiniges Promotionsrecht
  • Große Auswahl an Studienstandorten
  • Je nach Standort und Fach volle Seminare
  • Einblicke in andere Fachbereiche möglich (Studium Generale)
  • Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren
  • Selten duales Studium möglich

Die Fachhochschule/Hochschule für angewandte Wissenschaften – mehr Praxisbezug

Fachhochschulen sind wesentlich jünger als Universitäten, es gibt sie seit den 1970er Jahren. Sie wurden mit dem Anspruch gegründet, einen stärkeren Praxisbezug herzustellen. Ihre Studiengänge galten deshalb als etwas "verschulter". Heute ist die Bezeichnung "Hochschule für angewandte Wissenschaften" oder "University of Applied Sciences" geläufiger. Wenn Du Hotelmanagement an einer Fachhochschule studieren möchtest, findest Du einige Fachhochschulen, die an ihren wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten Studiengänge mit Hotelbezug anbieten (wie zum Beispiel Tourismusmanagement). Das Fächerangebot ist im Vergleich zu einer Universität nicht ganz so groß. Fachhochschulen bieten hauptsächlich Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Pflege, aber auch Kunst und Kultur. Für ein Studium an einer Fachhochschule brauchst Du das Abitur oder die Fachhochschulreife. In einigen Fällen ist eine Zulassung durch Nachweis bestimmter beruflicher Erfahrung möglich (zum Beispiel Meisterprüfung).

Zu den gängigen Abschlüssen zählen der Bachelor, Master und in Einzelfällen das Diplom. Promovieren war früher an Fachhochschulen nicht möglich. Allerdings sind in den letzten Jahren so genannte Promotionskollegs entstanden. Dies sind Kooperationen mit Universitäten. Die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sollte die Durchlässigkeit zwischen den Hochschultypen erleichtern. Absolventen von Masterstudiengängen an Fachhochschulen sollten durch die Bologna-Reform eine universitäre Promotionsausbildung anschließen können. Bachelorabsolventen sollen leichter zum universitären Masterstudium zugelassen werden. Die Entscheidung zur Aufnahme liegt allerdings bei den Universitäten. Wie die meisten Universitäten erheben auch die Fachhochschulen keine Studiengebühren, aber Verwaltungsgebühren.

Merkmale der Fachhochschule im Überblick:

  • Voraussetzung Fachhochschulreife/Abitur
  • Manchmal Zulassung durch Nachweis relevanter Berufserfahrung möglich
  • Fachbereiche: Wirtschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Pflege, Kunst/Kultur
  • Mehr Praxisnähe
  • Oftmals kleinerer Campus
  • Anschließende Promotion nicht immer möglich
  • Durchlässigkeit zum universitären Masterstudium nicht automatisch gegeben
  • Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren

Die Akademie – duales Ausbildungssystem

Ein Studium, das eine praktische Ausbildung mit Theorie vereint, ist an einer Berufs- oder Wirtschaftsakademie möglich. Die Ausbildung an einer Akademie wird dem dualen Ausbildungssystem zugerechnet. Der Praxisanteil ist an Berufsakademien im Allgemeinen sehr hoch. Das Fächerangebot fällt an Berufsakademien kleiner aus als an Universitäten oder Fachhochschulen. Überwiegend gibt es Studiengänge in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Informatik oder Verwaltung. Die Voraussetzung für die Zulassung zur Akademie ist meist das Abitur oder Fachabitur. In Ausnahmefällen können sich auch beruflich Qualifizierte bewerben.

Für einen Studienabschluss wie den Bachelor ist es wichtig, dass der jeweilige Studiengang akkreditiert ist. Einige Akademien bieten zudem den Abschluss Master of Business Administration (MBA) an. Die meisten Berufsakademien sind staatlich anerkannt oder gar in staatlicher Trägerschaft wie in Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin und Thüringen. Ist eine Akademie in privater Hand, besteht oft eine Kooperation mit einer staatlichen Hochschule, so dass Absolventen dort ihren Abschluss machen können. An einigen Akademien können Auszubildende einen IHK-Abschluss erwerben oder ein hochschulspezifisches Diplom, das nicht zu verwechseln ist mit einem Bachelor oder Master! Wer über eine Berufsakademie eine Ausbildung in einem Betrieb macht, erhält eine Ausbildungsvergütung, die Höhe kann aber unterschiedlich ausfallen.

Charakteristische Merkmale der Akademie im Überblick:

  • Praxisnah, dem dualen Ausbildungssystem zugerechnet
  • Ausbildungsvergütung
  • Begrenzte Fächerauswahl
  • Zugang zum weiterführenden Masterstudiengang nicht immer gegeben
  • Abschluss MBA möglich
  • Manchmal Abschluss an Industrie und Handelskammer möglich
  • Oftmals Kooperation mit staatlichen Hochschulen oder staatliche Trägerschaft

Die private Hochschule – viele wirtschaftswissenschaftliche Fächer

Die Anzahl der Studierenden an privaten Hochschulen ist in den letzten Jahren angestiegen. Spitzenreiter ist das Bundesland Hamburg, wo laut Statista.de der Anteil der Studierenden an privaten Hochschulen an allen Studierenden 20,56 Prozent betrug (Wintersemester 2010/2011). Immer mehr neue Studiengänge kommen an privaten Hochschulen hinzu, in den meisten Fällen aus dem wirtschaftswissenschaftlichen Umfeld. So sind Fächer wie Marketing, Tourismusmanagement, Eventmanagement oder BWL mit thematischen Schwerpunkten an solchen Hochschulen vertreten. Auch für die Richtung Hotelmanagement gibt es eine recht große Auswahl, meist als BWL-Studium mit Schwerpunkt Hotel.

Manche privaten Hochschulen bieten ihre Studiengänge ausschließlich für Berufstätige an, so dass Lehrveranstaltungen vorwiegend am Wochenende oder abends stattfinden. Die Lerngruppen und der Campus sind oft überschaubar, so dass eine intensivere Betreuung gegeben ist. Die Dozenten kommen oft aus der Berufspraxis, so dass frühes Netzwerken möglich ist. Für die intensivere Betreuung fallen die Studiengebühren oftmals recht hoch aus. Wer ein duales Studium aufnimmt, bekommt die Gebühren oftmals vom Partnerunternehmen erstattet. Manche private Hochschulen unterhalten eigene Stiftungen, die Stipendien vergeben. Die meisten Studiengänge an privaten Hochschulen haben keinen Numerus Clausus. Die Auswahl erfolgt durch Gespräche und/oder Tests. Manchmal ist eine Zulassung ohne Abitur möglich. Auch wenn mittlerweile viele Studiengänge der privaten Hochschulen eine Akkreditierung vorweisen können, ist dies nicht immer gegeben. Die Abschlüsse sind außerdem nicht automatisch gleichwertig mit denen aus staatlichen Hochschulen. Manchmal stellt die private Hochschule Zertifikate statt Hochschulzeugnisse aus. Frage vor der Bewerbung, welche Abschlüsse Du dort erwerben kannst und ob damit ein weiterführender Master an einer anderen Hochschule möglich ist.

Charakteristische Merkmale der privaten Hochschule im Überblick:

  • Oftmals kleine Lerngruppen, übersichtlicher Campus
  • Netzwerke mit Unternehmen aus der Region/aus bestimmten Branchen
  • Praxisnah im dualen Studiengang
  • Zulassung ohne Abitur möglich
  • Berufsbegleitend möglich
  • Zulassung ohne NC möglich
  • Studiengebühren
  • Nicht alle Abschlüsse entsprechen dem Bachelor/Master

Das Fernstudium – studieren neben dem Beruf

Wer durch Beruf oder Familie stark eingebunden ist, muss trotzdem nicht auf ein Studium verzichten. Ein Fernstudium kann dann die passende Option sein, da die Studierenden von zuhause aus lernen. Sie sind per Internet an den virtuellen Campus angebunden und bekommen so genannte Lehrbriefe mit der Post oder per Mail. Prüfungen können jedoch nur vor Ort in einem Hochschulzentrum abgelegt werden. Der Arbeitsaufwand sollte nicht unterschätzt werden, mindestens 15 Stunden die Woche sollte man dafür einplanen. Mittlerweile bieten Fernuniversitäten eine wachsende Fächervielfalt: Wirtschaftswissenschaften, Logistik, Eventmanagement, Tourismus, Literaturwissenschaft, Psychologie oder Rechtswissenschaft gehören zum Beispiel ins Portfolio. Wenn die Fernhochschule staatlich anerkannt ist und ihre Studiengänge akkreditiert hat, können Studierende dort den Bachelor oder Master machen. Das Fernstudium ist gebührenpflichtig. Oftmals kannst Du es einige Wochen kostenlos ausprobieren. Manche Fernhochschulen haben großzügige Bewerbungszeiträume, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Auf der jeweiligen Homepage kannst Du Dich über die Bewerbungsmodalitäten informieren. Wer auf Bachelor oder Master studieren möchte, muss das Abitur oder Fachabitur vorweisen, in Ausnahmefällen ist eine Zulassung ohne Abitur möglich. Wenn Du Dich in Sachen Hotellerie weiterbilden möchtest, könntest Du einen Fernlehrgang bei der Hotelfernschule Poppe & Neumann belegen. Allerdings bietet diese Fernhochschule keine akademischen Abschlüsse. Einen Bachelor für Hotel- und Tourismusmanagement könntest Du hingegen an der SRH Fernhochschule erwerben.

Charakteristische Merkmale des Fernstudiums im Überblick:

  • Studium von zuhause, zeitlich flexibel
  • Berufsbegleitend/ausbildungsbegleitend möglich
  • Gebührenpflichtig
  • Lehrbriefe per Post oder per Mail
  • Wenig persönlicher Austausch, viel Zeit alleine
  • Prüfungen oder Präsenztage in Hochschulzentren
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